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Bullshit-Kommunikation schadet Betriebsklima

Nur heiße Luft und Kauderwelsch? Anglizismen, Floskeln und Fachjargon begegnen uns fast jeden Tag – vor allem im Beruf. Führungskräfte und Beschäftigte sind jedoch gut beraten, auf ihre Worte zu achten. Besonders auf leere Schlagworte und  Phrasen sollten sie verzichten. Denn „Bullshit-Kommunikation“ wirkt sich negativ auf das Betriebsklima aus, wie eine Forschungsarbeit der International School of Management (ISM) zeigt.

Der Chef, der von den Beschäftigten „mehr Commitment“ und ein „agiles Mindset“ für den gemeinsamen „Purpose“ fordert oder die Marketingkollegin, die „asap die USPs für den nächsten Pitch zusammenstellt“. Wir alle sind ihnen bereits im Berufsalltag begegnet – Menschen, die mit Anglizismen, Floskeln und Fremdwörtern um sich schmeißen. Der Eindruck, der sich einstellt, ist klar: Hier will jemand  andere beeindrucken und mit seiner vermeintlichen Kompetenz überzeugen. Doch wenn Sätze von Abkürzungen, Fachjargon oder Floskeln nur so strotzen, kommt häufig nicht mehr raus als inhaltsleerer Bullshit.

Blender im Meeting – Weniger ist mehr.

Der Begriff Bullshit-Kommunikation stammt aus der Organisationspsychologie. Er beschreibt die Kommunikation mit Worthülsen und irreführenden Behauptungen. Im Gegensatz zum Lügen geht es hier aber nicht darum, die Wahrheit zu verdrehen. Wer floskelt und mit Fachbegriffen um sich wirft, der will andere überzeugen, wie Wirtschaftspsychologe Alexander Elia erläutert: „Es ist eine Strategie zur Erhöhung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und bringt Vorteile in sozialen Beziehungen.“ Bullshitter gibt es in jeder Branche, wenngleich sie häufiger dort auftauchen, wo es etwas zu verkaufen gibt. Bestimmte Rahmenbedingungen sind fürs Bullshitting geradezu prädestiniert: Wenn es z. B. darum geht, die eigene Leistung (oder vermeintliche Kompetenz) gegenüber Vorgesetzten oder Kolleg:innen zu betonen, wird das Business-Meeting zur breiten Bühne für diese Form der Beeindruckungsrhetorik. Doch das hat Nachteile.

In einer Forschungsarbeit konnten die Wissenschaftler Alexander Elia und Nico Rose zeigen, dass ein hoher Bullshit-Anteil in der beruflichen Kommunikation mit einem verminderten Arbeitsengagement sowie einer erhöhten psychischen Irritation der Mitarbeitenden einhergeht. Psychische Irritation meint dabei die arbeitsbezogene Belastung für die Kolleg:innen. Je nach Umfang kann diese Belastung Vorstufe für ein Burn-out sein. Heißt konkret: Ein hohes Level an Bullshit-Kommunikation im Büro wirkt sich negativ auf die Motivation der Mitarbeitenden aus und erhöht ihr Risiko für ein Burn-out.

Was also tun, um organizational Bullshit zu vermeiden? Für eine gute Zusammenarbeit in spezialisierten Bereichen ist eine präzise Sprache wichtig. Deshalb sollte es auch erlaubt sein, zu fragen: „Was meinst du damit? Was bedeutet das konkret?“. Wer nachfragt, trägt zu einer besseren Kommunikation bei. Zudem entlarvt er Phrasen und Floskeln als Bullshit. Genau das erfordert aber auch eine große Überwindung. Schließlich demaskiert man im Zweifel nicht nur das Gesagte, sondern auch die Kollegin oder den Kollegen.

Führungskräfte und Verantwortliche können solchen Situationen entgegenwirken. Vermeiden sie zunächst einmal unnötige Meetings bzw. halten Sie die notwendigen Meetings so kurz wie möglich. Wenn es nichts zu sagen gibt, muss auch niemand heiße Luft produzieren. Es muss auch nicht jeder etwas zu jedem Thema sagen. Bitten Sie darum, Fachjargon, Anglizismen und Abkürzungen grundsätzlich nur dann zu verwenden, wenn es die fachliche Kommunikation vereinfacht. Letztlich sind Fachjargon, Abkürzungen oder Anglizismen nicht überflüssig. In vielen Disziplinen und Situationen sind sie sogar notwendig. Fachjargon reduziert die inhaltliche Komplexität, präzisiert Erklärungen oder Anweisungen und schafft damit die Basis für eine zielorientierte Kommunikation. Problematisch wird es erst dann, wenn Fachjargon vor allem der persönlichen und fachlichen Selbstinszenierung dient.

(Adaptiert vom Originalbeitrag der  International School of Management)